Neue Möglichkeiten für die Datierung von Dokumenten und Kunstwerken
Entwicklung einer Analysenmethode zur genauen Bestimmung des Herstellungsjahres von Papier
Als Forschungs- und Dienstleistungsinstitut der deutschen Papierindustrie forscht und arbeitet die PTS – Institut für Fasern und Papier gGmbH vor allem an Themen zur Papierproduktion und -verarbeitung, zur Entwicklung neuer Papierprodukte sowie zu deren Nachhaltigkeit und Rezyklierbarkeit. Daneben beschäftigt sich die PTS aber auch schon immer mit dem Material Papier an sich, welches als Träger von neueren und historischen Dokumenten sowie Kunstwerken einen hohen finanziellen und ideellen Wert besitzen kann und dadurch Anlass zu Fälschungen und Manipulationen gibt. Die Kenntnisse und Kompetenzen der PTS zur Echtheitsprüfung und Authentifizierung von Dokumenten und Kunstwerken auf Papier sind allgemein anerkannt und werden von Polizeibehörden, Staatsanwaltschaften, Notaren und auch Museen und Archiven sowie Privatpersonen genutzt.
In einem jetzt abgeschlossenen Forschungsprojekt wurde eine Analysenmethode zur Bestimmung des möglichen Herstellungszeitraums eines Papiers entwickelt. Angestrebt und erreicht wurde eine Genauigkeit der Bestimmung bis zu +/- 5 Jahre für Papiere, welche nach 1960 hergestellt wurden. Die Analyse beruht auf der Messung der 14C-Konzentration im Papierfasergemisch und der Bestimmung der detaillierten Faserstoffzusammensetzung.
Es wurden von über 120 Referenzpapieren mit bekanntem Herstellungsjahr die 14C-Konzentrationen in den Papierfasern bestimmt. Zusammen mit den durchgeführten quantitativen Faseranalysen bilden diese Werte die Grundlage für eine Datenbank, mit deren Hilfe das Alter von Papier anhand der gemessenen 14C-Werte in den Papierfasern bestimmt werden kann. Die Anwendbarkeit und mögliche Aussagekraft der neuen Analysenmethode wurde anhand von drei Beispielen aus der Praxis demonstriert.
Die Analysenmethode ist minimalinvasiv und kann als neues Beweismittel bei der strafrechtlichen Aufklärung von Dokumenten- und Kunstfälschungen sowie von anderen Fragestellungen, bei denen das Papieralter eine Rolle spielt, eingesetzt werden.
Die ausführlichen Ergebnisse des Forschungsprojekts werden im Abschlussbericht und in einer Veröffentlichung in der Zeitschrift „Journal of Forensic Sciences“ vorgestellt. Des Weiteren wird die 14C-Datierung von Papier einer der Vorträge beim PTS-Seminar am 11. November 2025 zum Thema „Forensische Analyse von Dokumenten & Kunstwerken auf Papier (Papier, Druck, Schreibmittel)“ sein (Programm & Anmeldung).
Die Ergebnisse wurden im Rahmen des Forschungsvorhabens 49MF 220201 gewonnen, das im Programm zur "Förderung von Forschung und Entwicklung bei Wachstumsträgern in benachteiligten Regionen" mit finanziellen Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) über den Projektträger EuroNorm Gesellschaft für Qualitätssicherung und Technologie mbH aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert wurde. Dafür sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

